Antisemitismus ist eine Bezeichnung für Judenhass. Dieser kann sich durch diskriminierende Äußerungen oder Gewalt zeigen und richtet sich gegen Jüd:innen oder jüdische Einrichtungen, aber auch gegen nicht-jüdische Personen oder Einrichtungen, die als jüdisch wahrgenommen werden. Ein Merkmal des Antisemitismus sind Verschwörungserzählungen, etwa die, dass Jüd:innen Medien und Politik kontrollieren würden. Auch, dass alle Jüd:innen reich seien oder Macht hätten, ist ein antisemitisches Vorurteil, das nicht der Realität entspricht. Antisemitismus äußert sich auch dann, wenn Israel als jüdischer Staat in seiner Existenz angezweifelt oder der jüdische Charakter des Staates in Frage gestellt wird. Es gilt ebenfalls als antisemitisch, wenn jüdische Personen für die Politik Israels verantwortlich gemacht, wenn die Politik Israels mit der der Nationalsozialisten verglichen oder antisemitische Vorurteile auf Israel bezogen werden. Antisemitismus war besonders im 19. Jahrhundert eine politische Bewegung, die sich auf jahrhundertealte Vorurteile der Kirchen und des Christentums gegenüber dem Judentum beziehen konnte. Antisemitismus ist der Grund für die jahrhundertelange Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung von Jüd:innen weltweit, die ihren traurigen Höhepunkt im Holocaust (siehe: Schoa) fand.
In Europa prägen vor allem zwei Traditionen die jüdische Religionsausübung: die aschkenasische und die sephardische. Aschkenasische Jüd:innen können ihre Traditionen, Riten und Familienherkunft vor allem auf West- und Mitteleuropa zurückführen. Aufgrund von Diskriminierung und Verfolgung im Mittelalter flüchteten viele Jüd:innen nach Osteuropa, wo sich die aschkenasische Tradition stark verbreitete. Die Ursprünge der sephardischen Tradition liegen in Spanien und Portugal. Vertreibungen und Migration im 15. Jahrhundert führten zu einer Ausbreitung des sephardischen Judentums in Nordafrika, Südosteuropa und dem Nahen Osten.
Zwischen beiden Gruppen gibt es Unterschiede in den religiösen Bräuchen, in den Gottesdiensten, in der Aussprache des Hebräischen – und in der Art, die Tora-Rolle aufzubewahren.
Atheismus ist eine Weltanschauung, die die Existenz eines Gottes verneint.
Die Bar/Bat Mizwa bezeichnet die religiöse Mündigkeit. Mädchen erreichen sie im Alter von 12, Jungen mit 13 Jahren. Von nun an sind die jungen Menschen selbst für das Einhalten religiöser Gebote verantwortlich und dürfen Aufgaben im Gottesdienst übernehmen, wie beispielsweise die Lesung aus der Tora im Gottesdienst. Häufig wird die Bar/Bat Mizwa mit Familie und Freunden gefeiert.
Chabad Lubawitsch ist eine weltweit aktive jüdisch-orthodoxe Gemeinschaft. Eines ihrer Ziele ist es, nichtreligiöse Jüd:innenstärker an die Religion und die Einhaltung religiöser Gesetze heranzuführen.
Channuka ist ein Lichterfest und dauert acht Tage. Chanukka fällt in den Dezember und damit in die Nähe von Weihnachten, weshalb manche von Weihnukka sprechen. Es erinnert an den erfolgreichen Aufstand der jüdischen Widerstandskämpfer vor mehreren tausend Jahren gegen die Unterdrückung durch die griechischen Besatzer und an die Wiedereinweihung des jüdischen Tempels. Nach dem Sieg wollte man im jüdischen Tempel in Jerusalem das „Ewige Licht“ neu entzünden, was nur mit speziellem Öl möglich war. Man fand im zerstörten Tempel einen Ölkrug, dessen Inhalt lediglich für einen Tag genügte. Durch ein Wunder reichte das Öl aber für acht Tage. In dieser Zeit konnte neues Öl hergestellt werden. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wird an Chanukka ein achtarmiger Leuchter, die Chanukkia, verwendet. Jeden Tag wird eine Kerze mehr angezündet, bis am achten Tag schließlich alle Lichter brennen.
Der Chasan ist der Vorbeter und derjenige, der den Gottesdienst leitet. Er wird auch Kantor genannt. In liberalen Strömungen sind auch Frauen Kantorinnen, im orthodoxen Judentum ist dies nur Männern vorbehalten.
Unter Chassidismus versteht man eine jüdische Bewegung, die im 18. Jahrhundert in Osteuropa unter der Führung des Rabbiners Israel Ben Elieser, genannt Baal Schem Tow („Meister des guten Namen“), entstand. Der Chassidismus zeichnet sich durch Frömmigkeit, einen Hang zur Mystik und große Emotionalität aus.
Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) war ein sozialistischer Staat in Mitteleuropa, der von 1949 bis 1990 existierte. Die DDR entstand infolge der deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg in der von der Sowjetunion besetzten Zone im Nachkriegsdeutschland.
Das Wort Diaspora kommt aus dem Griechischen und bedeutet Zerstreuung. Im Judentum steht es für die Ansiedlung von Jüd:innen außerhalb des „Gelobten Landes“ und seit der Staatsgründung 1948 außerhalb des Staates Israel.
Der Begriff egalitär stammt vom französischen Égalité, was so viel wie Gleichheit bedeutet. Als egalitäre Gemeinde versteht man im Judentum Betgemeinschaften, in denen auch die Frauen aktiv am Gottesdienst teilnehmen, zur Thoralesung gerufen werden, sowie das Amt von Rabbinerinnen und Kantorinnen bekleiden können.
Das hebräische Wort für „Glaube“.
Die Esrat Israel ist ein Teil der Kotel, der für egalitäres Beten reserviert ist. (Das heißt, dass Männer und Frauen hier gemeinsam beten können.)
Ein Gabbai ist ein Mitglied des Synagogenvorstands.
Der Get ist das Dokument, mit dem eine Ehe geschieden wird. Dieser muss vor einem Rabbinatskollegium im Beisein von einem Minjan (zehn jüdische Männer – oder Männer und Frauen bei egalitären Gemeinden) ausgestellt werden.
Die Halacha ist das jüdische Religionsgesetz und besteht aus der Tora, die Moses am Berg Sinai von Gott übermittelt wurde, sowie den Regeln, die spätere Generationen von Religionsgelehrten daraus abgeleitet haben.
Israel ist ein Staat an der Mittelmeerküste im Nahen Osten. Der jüdische Staat wurde 1948 aufgrund des Teilungsplans der Vereinten Nationen von 1947 für das von Großbritannien verwaltete Mandatsgebiet Palästina als parlamentarische Demokratie gegründet. Israel hat heute fast 10 Millionen Einwohner:innen verschiedener Religionen, wobei die jüdischen Bürger:innen die Mehrheit stellen. Etwa eine Million israelische Staatsbürger:innen sind Muslime.
Als Jiddisch wird eine Sprache bezeichnet, die von aschkenasischen Jüd:innen in Mittel- und Osteuropa gesprochen wurde und teilweise bis heute noch gesprochen wird. Die jiddische Sprache, die vor etwa tausend Jahren aus dem Mittelhochdeutschen hervorging, hat sich zum Ende des Mittelalters im Zuge der Migration von Jüd:innen aus den deutschsprachigen Gebieten nach Osteuropa verbreitet. Heute wird die Sprache vor allem noch von ultraorthodoxen Jüd:innen gesprochen.
Jom Kippur ist der höchste Feiertag im Judentum. Der Tag ist auch als Sühnetag bekannt. An diesem Tag sollen die Gläubigen göttliche Vergebung für ihre Verfehlungen erhalten. An Jom Kippur wird streng gefastet: weder Essen noch Trinken sind erlaubt. Traditionellerweise entzündet man ein Licht für seine verstorbenen Verwandten.
Jüd:innen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion hatten von 1990 bis zum Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes 2005 die Möglichkeit, nach Deutschland einzureisen, da viele von ihnen in ihren Herkunftsländern Diskriminierung und Ausgrenzung erleben mussten. Seit 1990 sind etwa 220.000 Menschen nach Deutschland gekommen und haben so in vielen Orten Deutschlands das jüdische Leben bereichert. In manchen Orten hat diese Zuwanderung zum Wiederaufbau jüdischer Gemeinden nach dem Holocaust beigetragen.
Kaschrut bezieht sich u.a. auf jüdische Speisegesetze und ist Teil der Halacha. Sie regelt, welche Nahrungsmittel erlaubt, also koscher, und welche verboten, trejfe, sind. Das Fleisch einiger Tiere, wie zum Beispiel von Schweinen und Wassertieren, die keine Schuppen und Flossen haben, darf nicht gegessen werden. Außerdem sollen Milchprodukte und Fleischprodukte nicht zusammen aufbewahrt, zubereitet und gegessen werden. Viele der Regeln ähneln den muslimischen Speisegesetzen.
Als Kindertransport wird die die organisierte Ausreise von über 10.000 jüdischen Kindern aus dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakei zwischen 1938 und 1939 nach Großbritannien bezeichnet. Viele der Kinder konnten ihre Eltern nie wiedersehen und waren oft die einzigen Überlebenden ihrer Familie nach dem Holocaust.
Die Kippa ist eine vor allem in Ausübung der Religion gebräuchliche Kopfbedeckung männlicher Juden. Die kreisförmige Mütze bedeckt den Hinterkopf und soll Gottesfurcht und Bescheidenheit vor Gott signalisieren. Sie wird in Synagogen und auf Friedhöfen getragen, orthodoxe Juden tragen sie auch im Alltag. In egalitären Synagogen tragen auch Frauen während des Gottesdienstes eine Kippa.
Auf Hebräisch heißt die Klagemauer Kotel (HaKotel HaMa‘aravi, deutsch: die Westmauer). Die Klagemauer ist der letzte verbliebene Teil der ehemaligen jüdischen Tempelanlage in Jerusalem, die im Jahr 70 unserer Zeit durch die Römer zerstört wurde. Viele religiöse Jüd:innen gehen zum Beten an die für sie heilige Klagemauer. Die Klagemauer liegt in der Altstadt Jerusalems und war von 1949 bis 1967 für Israelis nicht zugänglich.
Limmud ist hebräisch und bedeutet Lernen. Unter dem Namen werden jährlich Festivals veranstaltet, die hauptsächlich von liberalen Jüd:innen organisiert werden. Ziel ist der gegenseitige Austausch und die Auseinandersetzung mit der jüdischen Religion.
Jüdische Organisationen veranstalten häufig Ferienlager für jüdische Jugendliche, die mit dem hebräischen Wort Machaneh bezeichnet werden. Eine Betreuerin bei solch einer Freizeit nennt man Madricha.
Der Davidstern ist ein Hexagramm, ein Sechseck, das aus zwei Dreiecken besteht. Er ist nach dem biblischen König David benannt und ist heute ein Symbol für das Judentum. Es gibt ihn auch als Schmuckstück: als Kettenanhänger, am Armband oder als Ohrring.
ist ein Dachverband jüdischer Turn- und Sportvereine. Lokale Makkabi-Vereine haben insgesamt ca. eine halbe Million Mitglieder auf allen Kontinenten der Erde. Der Name geht auf den Kampf der jüdischen Gruppe der Makkabäer gegen die Herrschaft der Seleukiden im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeit zurück.
Der Maschgiach kontrolliert die Einhaltung der jüdischen Speisegesetze (Kaschrut). Er wird von einem Rabbiner eingesetzt und vertritt diesen an seinem Arbeitsplatz, etwa in einem Restaurant oder Hotel.
Mazza ist ungesäuertes Brot, das zu Pessach gegessen wird. Die Mazza erinnert an den überstürzten Auszug der Jüd:innen aus Ägypten. In der Eile der Flucht blieb keine Zeit, das Brot zu säuern, durch Hefe aufgehen zu lassen.
Die Mechiza ist (meist) ein Gitter oder ein Vorhang), um in orthodoxen Synagogen den Frauenbereich vom Männerbereich zu trennen. Sie wird u. a. aus dem babylonischen Talmud hergeleitet und soll – so die religiöse Begründung – Ablenkung vorbeugen.
Im Tanach, der jüdischen Bibel, gibt es fünf Bücher, die eigenständige Geschichten enthalten. Jeder dieser Geschichten ist ein bestimmter Feiertag zugeordnet. So erinnert Purim an die Geschichte aus dem Buch Esther, und das Buch wird dann auch in der Synagoge laut vorgelesen. In der Synagoge gibt es jedes dieser fünf Bücher auf einer separaten Pergamentrolle, einer Megilla.
Die Mesusa ist eine Metall- oder Holzkapsel, die ein Stück Pergament mit Auszügen aus der Tora enthält (5. Buch Mose 6,4-9 und 5. Buch Mose 11,13-21). Man befestigt sie am rechten Türpfosten der Haustür und aller Türen im Haus.
Ein religiöses Lehrinstitut für Frauen.
Der Minjan ist eine Betgemeinde aus mindestens zehn religionsmündigen Jüd:innen. Ein Minjan ist notwendig, um einen ordnungsgemäßen Gottesdienst (siehe: Halacha) abzuhalten. Im orthodoxen Judentum müssen es zehn jüdische Männer sein, während im konservativen und liberalen Judentum auch Frauen zum Minjan zählen.
Mischpacha ist das hebräische Wort für Familie. In aschkenasischer Aussprache sagt man Mischpoche. Über das Jiddische ist das Wort auch in die deutsche Umgangssprache eingegangen.
Mizwot sind ethische Grundregeln der Tora und der jüdischen Tradition, nach denen man leben möchte. Es gibt Richtlinien für das Verhalten gegenüber Gott, gegenüber den Mitmenschen und der Umwelt. Man soll z.B. gerecht sein, lernen, Kranke besuchen und gastfreundlich sein. Die Tora kennt 613 Mizwot, die alle Bereiche des Lebens betreffen.
Der Mohel nimmt am achten Tag nach der Geburt die Beschneidung (Entfernung der Vorhaut am männlichen Glied) vor. Er ist speziell für diese Tätigkeit ausgebildet.
Orthodox, konservativ und liberal sind die drei wesentlichen Strömungen im Judentum. Sie unterscheiden sich in ihrer Auslegung der Religionsgesetze. Das orthodoxe Judentum interpretiert die überlieferten religiösen Texte relativ wörtlich, während das liberale Judentum sie freier auslegt. Ein Unterschied zeigt sich an der Sitzordnung in den Synagogen. In orthodoxen Synagogen sitzen Männer und Frauen getrennt, die beiden Bereiche sind in der Regel durch eine Trennwand (Mechiza) getrennt. In manchen liberalen Synagogen sitzen Frauen und Männer zusammen. Besonders im Synagogendienst wird der Unterschied von Masorti zu den anderen Strömungen sichtbar. Hier lesen auch Frauen aus der Tora vor und können Rabbinerinnen und Kantorinnen werden.
Die Otiot sind die Buchstaben des hebräischen Alphabets.
Die Parascha (Plural: Paraschot) ist ein Wochenabschnitt in der Tora. Montags, donnerstags und an Schabbat wird im Gottesdienst die jeweilige Parascha vorgelesen. Die unterschiedlichen Paraschot sind nach den hebräischen Worten benannt, mit denen sie beginnen, oder nach dem ersten wichtigen Begriff im Text.
Pessach ist eines der wichtigsten jüdischen Feste. Es erinnert an die biblische Erzählung des Auszugs der Jüd:innen aus Ägypten. Dieser war so überstürzt, dass keine Zeit blieb, das Brot gehen zu lassen. Deshalb wird während der Pessach-Feiertage ungesäuertes Brot, also Brot nur aus Wasser, Salz und Mehl, die sogenannte Mazza, verzehrt. Es gibt aber noch viel mehr Dinge, die als „gesäuert“ gelten. So sollen zum Beispiel Getreideprodukte wie Nudeln, Müsli oder Pizza an Pessach nicht gegessen werden. Die Feierlichkeiten dauern etwa eine Woche. Den ersten Abend an Pessach nennt man Sederabend. Am Sederabend gibt es verschiedene symbolische Speisen, so isst man u. a. bitteres Gemüse, um sich bewusst zu machen, wie bitter es war, Sklav:innen in Ägypten zu sein.
Purim erinnert an die Rettung der persischen Jüd:innen vor mehreren tausend Jahren. Der Überlieferung nach wollte Haman, der oberste Regierungsbeamte des Königs Ahaschwerosch, alle Jüd:innen im persischen Reich an einem Tag ermorden lassen. Die Königin Esther setzte sich jedoch für das jüdische Volk beim König ein und rettete durch ihren Mut die Jüd:innen vor der Vernichtung. An diesem Tag feiert man ausgelassen und verkleidet sich.
Der Rabbiner ist eine zentrale Person der jüdischen Religionsausübung. Rabbiner sind Richter, Wächter über die Religionsgesetze und Lehrer. Sie können (besonders in liberalen Gemeinden) auch für Predigten, Seelsorge, Religionsunterricht, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und die geistliche Begleitung von Gemeindemitgliedern zuständig sein.
Rosch HaSchana ist das jüdische Neujahrsfest. Der Feiertag soll die Gläubigen an die Erschaffung der Welt und den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel (den Jüd:innen) erinnern. Am Neujahrstag besinnt man sich auf sich selbst und die eigenen moralischen Pflichten. Rosch HaSchana findet im Herbst statt und markiert den Beginn der großen Feiertage, die nach Sukkot mit Simchat Tora, dem Fest der Gesetzesfreude, enden.
Als säkular (Hebräisch: chiloni:t) bezeichnet man Menschen, in deren Leben institutionalisierte Religionen keine – oder keine maßgebliche – Rolle spielen. Als säkulare Jüd:innen gelten diejenigen, die sich nicht oder kaum an religiöse Vorschriften (Siehe: Halacha, Kaschrut) halten. Dennoch verstehen sie sich in kultureller bzw. ethnischer Hinsicht als Jüd:innen.
Der Schabbat ist der Tag der Ruhe. Er ist der siebte Tag der Woche und beginnt jeden Freitagabend mit Sonnenuntergang und geht bis zum Sonnenuntergang am Samstag. Von Anfang bis Ende des Schabbats wird von religiösen Jüd:innen jegliche Arbeit niedergelegt.
Man besinnt sich auf die Schöpfung und das Innehalten des Schöpfers am siebten Tag. Wenn eine lebensbedrohliche Situation eintritt, werden die Schabbat-Verbote aufgehoben. Im Krankheitsfall ist es durchaus erlaubt, telefonisch einen Arzt oder Krankenwagen zu rufen und mit der kranken Person in ein Krankenhaus zu fahren.
Schächten ist im Judentum – ähnlich wie im Islam – das rituell vorschriftsmäßige Schlachten von Tieren, bei dem das Tier komplett ausbluten muss, um dann weiterverarbeitet zu werden. Nach den religiösen Regeln ist es verboten, Blut zu essen.
Das Wort Scheitel kommt aus dem Jiddischen und bedeutet Perücke. In Teilen des aschkenasisch-orthodoxen Judentum werden von verheirateten Frauen Perücken getragen um ihr Haar zu bedecken.
Schoa (Katastrophe) ist das hebräische Wort für Holocaust (Brandopfer), welches sich aus dem Griechischen ableitet. Etwa sechs Millionen Jüd:innen wurden in der Zeit zwischen 1933 und 1945 von Deutschen und ihren Helfern systematisch ermordet mit dem Ziel, alle Jüd:innen im deutschen Machtbereich zu töten und jüdisches Leben und jüdische Kultur auszulöschen. Schon 1933 wurden Konzentrationslager (KZ) eingerichtet, ab 1941 hat Deutschland im besetzten Polen Vernichtungslager eingerichtet, die der systematischen Ermordung von Jüd:innen, aber auch anderen Verfolgtengruppen, vor allem Roma, dienten.
Ein Blasinstrument aus einem Widderhorn, das zu Rosch HaSchana und Jom Kippur geblasen wird.
Ein Schtetl („Städtlein“) bezeichnete vor dem Holocaust Siedlungen in Osteuropa, in denen viele Juden lebten.
Der Schtreimel ist eine Kopfbedeckung, die von chassidischen (Siehe: Chassidismus) Juden zu religiösen Festen und Feiertagen getragen wird. Der Schtreimel besteht aus einer Samtkappe mit einem breiten Pelzrand.
Die Abkürzung ShUM ((שו”ם ergibt sich aus den hebräischen Anfangsbuchstaben der Städte Speyer (hebr. Schpira: ש), Worms (geschrieben mit dem Buchstaben Waf: ו) und Mainz (ם). Shum bedeutet auf Hebräisch Knoblauch. Daher wurden Jüd:innen aus den drei Städten in Bildern auch mit Knoblauch als Attribut dargestellt.
Die Smicha ist die formelle Einsetzung eines Rabbiners. Durch die Smicha erhält der Rabbiner (im liberalen Judentum werden auch Rabbinerinnen eingesetzt) das Recht, verbindliche Entscheidungen in halachischen (siehe: Halacha) Fragen zu treffen.
(The Jewish Agency for Israel) Die Sochnut ist eine israelische Nichtregierungsorganisation, die 1929 als Vertretung der im Mandatsgebiet Palästina lebenden Jüd:innen gegenüber der britischen Kolonialmacht gegründet wurde. Im Sinne der Ideen des Zionismus unterstützte die Organisation Jüd:innen aus aller Welt dabei, in das Mandatsgebiet und später den Staat Israel einzuwandern und sich dort anzusiedeln. Während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs half sie vielen Jüd:innen von Europa in das Mandatsgebiet, später nach Israel, zu entkommen, was die britische Kolonialmacht bis zur Staatsgründung Israels 1948 zu verhindern versuchte.
Der Sofer ist ein Schreiber, der religiöse Schriften, darunter Tora-Rollen, herstellt. Für den Schreiber gelten strenge Vorschriften. Der ursprüngliche Text muss ohne Fehler abgeschrieben werden, was sehr schwierig ist. Besonders kompliziert ist es beim Gottesnamen. Man hat so viel Ehrfurcht vor dem Namen, dass man ihn nicht ausspricht. Verschreibt man sich beim Gottesnamen, darf man den Fehler nicht einfach „wegradieren“. Beim Buch Esther, der Megilla für Purim, hat es der Schreiber leichter: Hier kommt der Gottesname kein einziges Mal vor. Daher ist das Schreiben der Esther-Megilla besonders für Anfänger geeignet.
Die Sowjetunion war ein sozialistischer Staat, der von 1922 bis 1991 auf dem Gebiet des heutigen Russlands, Belarus’, der Ukraine, Estlands, Lettlands, Litauens, Georgiens, Armeniens, Aserbaidschans, Moldawiens, Usbekistans, Kasachstans, Kirgisistans, Tadschikistans und Turkmenistans existierte.
Sukkot ist das achttägige Laubhüttenfest. Die Laubhütten stehen für die provisorischen Unterkünfte des Volkes Israel während seiner vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste von Ägypten in das „Gelobte Land“. Zu Sukkot wird unter freiem Himmel eine Laubhütte – die Sukka – aufgebaut, in der die Mahlzeiten eingenommen werden und traditionellerweise auch übernachtet wird.
Synagogen sind die zentralen Institutionen im Judentum. Sie sind Gebäude für die Versammlung, den Gottesdienst und den Religionsunterricht von jüdischen Gemeinden.
Der Talmud kommentiert und interpretiert die Gesetze der Tora. Es gibt den Jerusalemer Talmud und den Babylonischen Talmud, den jüdische Gelehrte im Babylonischen Exil bis ins 7. Jahrhundert nach der Zeitrechnung entwickelt haben und der heute die verbindliche Rechtstradition ist. Eine gedruckte Talmudseite besteht aus verschiedenen Teilen: Mischna (entstanden um das Jahr 200) und Gemara und weiteren Kommentaren, die größtenteils aus dem Mittelalter stammen.
Der Tanach ist die jüdische Bibel. Sie besteht aus drei Teilen: Tora (fünf Bücher Mose), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften). Aus den drei Anfangsbuchstaben ergibt sich das Wort TaNaCh. In der christlichen Bibel werden diese Teile „Altes Testament“ genannt.
Tefillin sind Lederkapseln, die Pergamentrollen mit Abschnitten aus der Tora (2. Buch Mose 13,8-10 und 13,11–16 und 5. Buch Mose 6,4–9 und 11,13–21) enthalten. Sie werden von religiösen Juden traditionell ab der Bar Mizwa zum Morgengebet an Werktagen getragen und mit Lederbändern um Arm und Kopf gelegt. Sie zeugen von Frömmigkeit. Im liberalen Judentum legen auch Frauen Tefillin.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust wurden Konzentrationslager, die kurz vor der Befreiung standen, von den Nationalsozialisten geräumt. Dabei wurden die Häftlinge gezwungen, oft tagelang viele hunderte Kilometer zu laufen. Ihr Tod durch Kälte, Erschöpfung oder Hunger wurde dabei in Kauf genommen und war eines der Ziele der Todesmärsche. Viele wurden auf den Todesmärschen erschossen.
Die Tora ist der erste Teil der hebräischen Bibel und bezeichnet die fünf Bücher Mose. Die Tora enthält unter anderem die Schöpfungsgeschichte, den Auszug der Jüd:innen aus Ägypten, die Religionsgesetze, die Lebensgeschichte Moses und das „Schma Israel“ (Höre Israel), das ein zentraler Bestandteil des täglichen Gebets ist.
Die Türkei ist ein Staat zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer an der südöstlichen Grenze Europas. Die Türkei wurde 1923 als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches gegründet und ist heute Heimat von etwa 80 Millionen Menschen. Neben der türkischen Mehrheit gibt es kurdische, armenische, griechische und andere Minderheiten. In den Jahren 1960, 1971 und 1980 putschte das Militär gegen die Regierung.
ist ein Hebräischsprachkurs in Israel, in der Regel für neu eingewanderte Jüd:innen.
Der politische Zionismus ist eine Nationalbewegung aus dem 19. Jahrhundert mit dem Ziel der Errichtung eines jüdischen Nationalstaates im „Heiligen Land“. Benannt ist die Bewegung nach dem Tempelberg in Jerusalem, der auf Hebräisch „Zion“ heißt. Einer der Gründungsväter des Zionismus ist Theodor Herzl, der in der Errichtung eines jüdischen Staates die Antwort auf jahrhundertlange Ausgrenzung, Diskriminierung und Pogrome gegen Jüd:innen sah.
Der Begriff Zniut ist insbesondere im orthodoxen Judentum gebräuchlich und bedeutet Bescheidenheit, Sittsamkeit und Anstand. Gleichzeitig bezeichnet er auch den Teil der halachischen Gesetze, der das Verhalten untereinander, insbesondere zwischen den Geschlechtern, regelt.
Literatur:
Heinrich Simon: Leben im Judentum, Hentrich &Hentrich, Berlin 2003.
Andreas Nachama, Walter Homolka, Hartmut Bomhoff: Basiswissen Judentum, Verlag Herder, München 2016.
Ph. De Vries: Jüdische Riten und Symbole, Fourier Verlag, Wiesbaden 71994.
Kolatch: Jüdische Welt verstehen. Sechshundert Fragen und Antworten, Fourier Verlag, Wiesbaden 41999.