Inge Marcus wurde 1922 in Berlin geboren. Sie wuchs in Berlin-Steglitz auf und wurde 1939 kurz vor dem Abitur von ihren Eltern als Au-pair-Mädchen zu einer befreundeten Familie nach Großbritannien geschickt.
Das rettete sie vor der Verfolgung im Holocaust, der ihre Eltern nicht entkamen – sie wurden von den Nationalsozialisten ermordet. In England absolvierte sie eine Ausbildung zur Säuglingsschwester. Sie ging 1947 nach Paris, um dort ihre Jugendliebe Gerhard Marcus, den sie noch aus Berlin kannte, wiederzutreffen und zu heiraten. Mit zwei Söhnen kehrte die junge Familie 1951 nach Berlin zurück, wo ihre Töchter Madeleine und Marguerite geboren wurden. Inge Marcus engagierte sich am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in Berlin, war 35 Jahre lang gewählte Repräsentantin im Gemeindeparlament und blieb danach noch als Gemeindeälteste aktiv. Sie war an der Wiedergründung des Jüdischen Frauenvereins in West-Berlin beteiligt und Mitglied in der Women’s International Zionist Organisation (WIZO), einer wohltätigen Frauenorganisation. Sie starb im Sommer 2016 im Alter von 95 Jahren in Berlin und hinterließ vier Kinder, 10 Enkel und eine Urenkelin.