Diese Ausstellung porträtiert die verschiedenen Facetten jüdischen Lebens in Deutschland anhand von unterschiedlichen Biographien. Bei manchen hat die Religion eine zentrale Bedeutung. Andere wiederum betrachten ihre jüdische Herkunft rein kulturell und haben keinen Bezug zum Glauben. Die Lebensgeschichten gewähren somit einen kleinen Einblick in die Vielfalt jüdischen Lebens.
Rebekka Adler, geboren 1978 in Heidelberg, begann im Alter von sechs Jahren Bratschenunterricht zu nehmen.
Heute ist sie Professorin für Viola (Bratsche) an der Universität der Künste und lebt in Berlin. Ihr ausdrückliches Interesse gilt der Aufführung vergessener Werke jüdischer Komponisten.
Benjamin Agha ist 1997 geboren und wuchs in Berlin auf. Mütterlicherseits hat er einen christlich-jüdischen und väterlicherseits einen jüdisch-muslimischen Hintergrund.
Seine Familie war nicht sonderlich religiös, erst nachdem seine Schwester und er sich verstärkt dafür zu interessieren begannen, wurde Religion in der Familie zum Thema. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er in der Jüdischen Gemeinde aktiv. Nach seinem Abitur begann er Rechtswissenschaften an der Universität Potsdam und Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen zu studieren. Er engagiert sich in der Christlich Demokratischen Union (CDU).
Sandy Albahri ist 1991 in Damaskus (Syrien) geboren. 2009 machte sie Abitur und absolvierte danach eine Ausbildung zur Buchhalterin.
In Syrien arbeitete sie als Marketingassistentin und Verkäuferin. Aufgrund des Krieges in Syrien floh sie 2014 nach Deutschland. In Berlin lernte sie Deutsch und arbeitet seit 2015 als Betreuerin, Sprachmittlerin und Sozialarbeiterin in Projekten für Geflüchtete und in der politischen Bildung. Unter anderem engagiert sie sich im Projekt Mutalka: Treffpunkt Museum, das Geflüchtete als Museumsguides ausbildet, die Führungen auf Arabisch für Geflüchtete anbieten. Sie ist Sozialarbeiterin in einer Gemeinschaftsunterkunft und bei der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) aktiv
Vivet Alevi ist 1952 in Istanbul, Türkei, geboren und dort aufgewachsen.
In Berlin studierte sie Visuelle Kommunikation. Sie arbeitete als Sozialpädagogin in der Erwachsenenbildung. Seit 1999 arbeitet sie verstärkt mit dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg, das auf friedliche Konfliktlösung und Vertrauen im zwischenmenschlichen Miteinander setzt. Heute ist sie selbstständige Trainerin und Beraterin in Deutschland und der Türkei. Seit 2011 bildet sie andere Trainer im Bereich der Gewaltfreien Kommunikation aus. Sie lebt in Istanbul und Berlin und hat einen erwachsenen Sohn.
Tal Alon ist in Israel geboren und zog 2009 mit ihrem Mann und zwei Söhnen nach Berlin.
Sie hat Politikwissenschaft, Geschichte und Politische Kommunikation an der Universität Tel Aviv studiert. Als Journalistin arbeitete sie als Leiterin der Nachrichtenredaktion für die zwei größten israelischen Zeitungen. In Berlin gründete sie Spitz, das erste hebräische Magazin in Deutschland seit dem Holocaust. Das Magazin richtet sich vor allem an Israelis in Berlin und thematisiert aktuelle kulturelle, gesellschaftliche und politische Fragen.
Anna Antonova studierte Geschichte, Amerikanistik, Vor- und Frühgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Sie studierte Geschichte und Deutsch auf Lehramt für Haupt und Realschule an der Universität Potsdam. 2015 nahm sie am March of the Living teil. Sie engagiert sich als Jugendgruppenleiterin im Jugendclub Lifroach seit dessen Eröffnung im Jahr 2011.
Gerhard Baader, geboren 1928 in Wien, musste während des Nationalsozialismus aufgrund seiner jüdischen Herkunft von 1942 bis 1944 Zwangsarbeit leisten.
Von 1948 bis 1952 studierte er in Wien Klassische Philologie, Germanistik, Linguistik und Geschichtswissenschaft. Seit 1967 war er am Institut für Medizingeschichte der Freien Universität Berlin tätig. Als Professor forschte er zur Geschichte der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit mit einem Schwerpunkt auf die Geschichte der Medizin zur Zeit des Nationalsozialismus. Mit anderen Mitgliedern der Synagoge in der Oranienburger Straße engagiert er sich für jugendliche Geflüchtete in Berlin-Spandau.
Havin Baran wurde 1979 in Van im kurdischen Teil der Türkei geboren, wo sie als Journalistin tätig war.
Vor zehn Jahren kam sie als kurdischer Flüchtling nach Deutschland. Seitdem lebt sie in Berlin. Sie hat drei Kinder, die eine jüdische Schule in Berlin besuchen, da Havin Baran den offenen und interkulturellen Ansatz dort schätzt.
Ohad Ben-Ari wurde 1974 in Israel geboren. Bereits mit 12 Jahren trat er mit dem Israelischen Philharmonischen Orchester auf.
Mit 13 Jahren studierte er Klavier und Komposition an der Universität Tel Aviv. Er gewann diverse Musikpreise und spielte weltweit mit internationalen Orchestern. 1996 ging er in die USA und lebte in New York und Los Angeles, wo er mit Erfolg als Musikproduzent für Popmusik arbeitete. Seit 2010 lebt er mit seiner Familie in Berlin und setzt seine Arbeit als Pianist und Komponist fort. Er ist Gründer und Leiter des ID Festivals in Berlin, das aktuelle Themen wie die Beziehung zwischen Deutschland und Israel aus künstlerischer Perspektive mit Beiträgen von israelischen Künstlern in Deutschland beleuchtet.
Nomi Berg, geboren 1996 in Berlin, besuchte dort eine freie Grundschule und machte 2014 Abitur.
Danach unternahm sie diverse Reisen. Sie beschreibt sich selbst als Optimistin, die an das Gute im Menschen glaubt. Trotz des Unmutes ihrer Familie hat sie keinen engen Bezug zum Judentum. Ihre Bat Mitzwa hat sie dennoch gemacht. 2016 begann sie mit einer Ausbildung zur Erzieherin.