Die jüdische Religion

Seit der Zerstörung des jüdischen Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahre 70 gibt es im Judentum keine oberste Instanz, welche die Richtlinien für alle Glaubensfragen festlegt.

Daher haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele unterschiedliche jüdische Traditionen herausgebildet, die sich meist abhängig von speziellen Besonderheiten einzelner Länder oder Regionen und vor dem Hintergrund bestimmter historischer Ereignisse entwickelt haben. Zudem kamen im 19. Jahrhundert vor allem in Europa und besonders in Deutschland neue, weniger traditionelle Interpretationen der religiösen Gesetze auf: das sogenannte liberale Judentum und das Reformjudentum entstanden. Seit dem 20. Jahrhundert gibt es zudem Masorti, eine weitere Strömung, die zwischen der Reformbewegung und dem orthodoxen Judentum steht. Es ist eine traditionelle aber auch egalitäre Bewegung, die Frauen ermöglicht, ein geistiges Amt zu übernehmen oder religiösen Pflichten nachzukommen, die sonst nur Männern vorbehalten sind.

 

Mischpoke | Familie

Mischpoke (Familie) ist ein Begriff, den der Berliner Dialekt aus dem Jiddischen, der Sprache der osteuropäischen Juden, übernommen hat.

Wie in dem Witz, in dem ein Nichtjude einen Juden fragt, ob Mischpoke was zum Essen sei und dieser antwortet: ‚Nein, zum Kotzen!‘ wird der Begriff oft abwertend verwendet. Viele Jüdinnen und Juden blicken hingegen mit Stolz und Liebe auf die eigene Familie, ihre Herkunft und Geschichte. Die Familie drückt die eigene Identität am stärksten aus: Wo und wie bin ich aufgewachsen? Wie haben mich meine Eltern erzogen? In welcher Sprache habe ich die Welt kennengelernt? Die Erinnerungen an diese frühe Prägung begleiten uns oft ein Leben lang. Sie wirken sich darauf aus, wie wir unser weiteres Leben gestalten, was uns wichtig ist, was uns Angst macht und woraus wir unsere Hoffnung schöpfen.